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      Lotusgeburt

      Lotusgeburt: Was hat es mit der verspäteten Abnabelung auf sich?

      Wenn du dein Baby auf die Welt bringst, endet eine aufregende Zeit und gleichzeitig beginnt eine ganz neue Phase in deinem Leben. Nach den neun Monaten, in denen du dein Kind im Bauch trägst, kommt nach der Entbindung der Moment der Abnabelung und damit die physische Trennung von Mutter und Kind. So ist die Beziehung zwischen Eltern und Kindern vom ersten Tag an geprägt von Abnabelungsprozessen. Mancher Mutter geht das zu schnell. Sie möchte ihrem Kind gerade in den ersten Tagen nach der Geburt immer noch so nah wie möglich sein.

      Befürworterinnen der sogenannten Lotusgeburt lassen daher ihr Neugeborenes so lange mit der Nabelschnur und damit auch mit der durch die Nachgeburt ausgeschiedenen Plazenta verbunden, bis die Nabelschnur von allein abfällt. Erfahre hier mehr über dieses Geburtsritual und über dessen Vor- und Nachteile.

      Was ist eine Lotusgeburt?

      Die Lotusgeburt ist eine Entbindung ohne direkte Abnabelung. Die Nabelschnur wird nach der Entbindung nicht, wie sonst üblich, durchtrennt. Sie bleibt mit der durch die Nachgeburt ausgeschiedenen Plazenta verbunden. Fünf bis zehn Tage hängt der Mutterkuchen an der langsam vertrocknenden Nabelschnur und damit auch am Baby, bis er sich selbst ablöst.

      Wie läuft eine Lotus-Geburt ab?

      Nach der Entbindung von Kind und Nachgeburt wird die Nabelschnur nicht durchtrennt, sodass Baby und Plazenta weiterhin verbunden bleiben. In den ersten Minuten nach der Geburt wird die Plazenta höher gehalten als das Kind, damit das Blut besser zum Kind fließen kann. Anschließend wird der Mutterkuchen gewaschen, in Mulltücher gewickelt und konserviert. Bis zu zehn Tage lang verbleibt die Plazenta nun an der langsam vertrocknenden Nabelschnur und ist darüber weiterhin mit dem Baby verbunden.

      Aus Gründen des Infektionsschutzes bieten Geburtskliniken in der Regel keine Lotusgeburt an. Sie ist also nur bei einer Hausgeburt oder zum Teil auch in Geburtshäusern möglich.

      Lotusgeburt & Plazenta: Was passiert mit der Plazenta nach einer Lotusgeburt?

      Nach der Geburt wird die Plazenta von der Hebamme untersucht und anschließend zum Abtropfen in ein Sieb gelegt. Danach wird sie mit Wasser abgewaschen und nach rund 24 Stunden mit Salz bestreut, um einer Konservierung zu ermöglichen. Wer möchte, kann den Mutterkuchen gleichzeitig mit Kräutern wie Lavendel bestreuen, damit es zu keiner Geruchsbildung kommt. Weitere Kräuter wie Niemnaumblätter können entzündungshemmend und antibakteriell wirken. Nun wird die Plazenta in saubere Mulltücher eingehüllt und am besten in einer speziellen Lotusgeburt- bzw. Plazenta-Tasche aufbewahrt.

      Wichtig: Bitte unbedingt darauf achten, dass der Mutterkuchen bei jeder Bewegung des Kindes mittransportiert wird. Salz, Kräuter und ggf. auch ätherische Öle sollten alle zwölf Stunden zusammen mit den Tüchern gewechselt bzw. erneuert werden. Fällt die Nabelschnur nach ein paar Tagen auf natürliche Weise ab, wird sie zusammen mit dem Mutterkuchen im Garten vergraben.

      Lotusgeburt

      Was sind die Vorteile einer Lotusgeburt?

      Bei einer Lotusgeburt soll das Kind durch die verlängerte Mutterleibsituation besonders intensive Geborgenheit erfahren, was sich positiv auf die Entwicklung und das Leben des Kindes auswirken soll. Außerdem soll die Verbindung mit dem Mutterkuchen zur Stärkung des Immunsystems beitragen. Befürworter der Lotusgeburt vertreten die Ansicht, dass Kinder, die auch nach der Entbindung noch möglichst lange mit der Nabelschnur verbunden bleiben, sich schneller und besser entwickeln, mehr Nährstoffe und eine bessere Sauerstoffzufuhr bekommen und weniger Atemwegsprobleme sowie ein geringeres Gelbsucht-Risiko haben als andere Neugeborene. Auch berichten Mütter im Internet, die sich für die Lotusgeburt entschieden haben, ihr Baby sei besonders zufrieden und entspannt.

      Wissenschaftlich fundierte Nachweise für die angebrachten Vorteile sowie für die Tatsache, dass es sogenannten Lotuskindern besser geht als anderen Neugeborenen, gibt es indes nicht!

      Welche Nachteile oder Risiken hat eine Lotusgeburt?

      Da der Mutterkuchen an der Nabelschnur hängt, sollten sich Mütter, die sich für eine Lotusgeburt entscheiden, klar machen, dass sie die Plazenta stets zusammen mit ihrem Neugeborenen mit sich herumtragen müssen. Es gibt dafür spezielle Lotusgeburt-Taschen oder auch Plazenta-Dosen.
      Das Blut in dem toten Gewebe der Plazenta sei anfällig für bakterielle Überwucherungen, warnen Gynäkologen. Daraus kann eine lebensbedrohliche Infektionsgefahr für das Baby entstehen.
      Weitere Schwierigkeiten ergeben sich, wenn die Nabelschnur so kurz ist, dass es mit dem Wickeln, Baden und Stillen problematisch wird. Bei einer falschen Bewegung kann die Nabelschnur abreißen, was zu Verletzungen im Nabelbereich des Kindes führen kann.
      Außerdem ist eine Stammzellenentnahme aus der Nabelschnur bei einer Lotusgeburt nicht möglich.

      Was sagt die Wissenschaft zu einer Lotusgeburt?

      Nach wenigen Minuten nach der Geburt gibt es keinen Blut- oder Nährstoffaustausch mehr zwischen Baby und Plazenta. Die vermeintlichen medizinischen Vorteile können also nur innerhalb der ersten paar Minuten zutreffend sein. Als Argumente für eine tagelange Verbindung von Plazenta und Kind sind sie nicht tragfähig. Es gibt kaum Studien zu diesem Thema und wenn, dann werden darin eher Einzelfälle betrachtet als repräsentative Erkenntnisse gewonnen. Für belastbare Aussagen bedarf es noch sehr viel mehr Forschungsarbeit.

      Wer sich für eine Lotusgeburt entscheidet, sollte auf jeden Fall umfassend mit Ärzten, Gynäkologen und Hebammen darüber sprechen und sich intensiv beraten lassen.

      Die Lotusgeburt: Vor- und Nachteile im Überblick

      Vermeintliche Vorteile:

      • Besonders intensive Geborgenheit für das Kind
      • Zufriedenere, ausgeglichenere Babys
      • Stärkeres Immunsystem
      • Bessere Versorgung des Babys durch besseren Nährstoffaustausch, zum Beispiel von Eisen und Sauerstoff
      • Geringeres Risiko einer Gelbsucht    

      Nachteile:

      • Positive Effekte nur für einige Minuten nach der Geburt während des Auspulsierens der Nabelschnur zu beobachten
      • Hohes Infektionsrisiko durch Fäulnisprozesse, Bakterien und Keime
      • Permanentes, vorsichtiges Mittragen der Plazenta über mehrere Tage
      • Stammzellentnahme nicht möglich

      Empfohlene Alternative: Das Auspulsieren lassen der Nabelschnur

      Kannst du dich als Mutter weder mit einer abrupten Abnabelung noch mit einer Lotusgeburt anfreunden, gibt es einen Mittelweg, gegen den keine medizinischen Einwände bestehen: das Auspulsieren der Nabelschnur im Vorfeld der Abnabelung. Es dauert etwa zwei bis drei Minuten. Belegt ist laut dem Ärzteblatt, dass eine frühe Abnabelung die Eisenvorräte des Neugeborenen beschneidet, da eine größere Blutmenge in der Plazenta zurückbleibt. Wird das Durchtrennen der Plazenta um wenige Minuten hinausgezögert, fließt ein Großteil des Blutes zum Neugeborenen, dessen Blutvolumen um 30 bis 40 Prozent ansteigt, sodass die Eisenvorräte des Kindes aufgefüllt und die Menge an roten Blutkörperchen erhöht werden, berichtet das Ärzteblatt.

      Lotus Entbindung: ja oder nein?

      Manche Mütter empfinden das Geburtsritual der Lotusentbindung als die natürlichste Art und Weise, mit Nabelschnur und Plazenta umzugehen. Unter Naturvölkern ist diese Methode nichts Ungewöhnliches. Auch im Tierreich ist diese Vorgehensweise zu beobachten. Die Primatologin Jane Goodall zum Beispiel beschrieb einen ähnlichen Vorgang bereits in den 1960ern bei Schimpansen.

      Der Begriff Lotusgeburt geht allerdings auf die US-Amerikanerin Claire Lotus Bay zurück, die in den 1970er-Jahren als erste Frau in der westlichen Welt ihr Kind ebenfalls nicht auf herkömmliche Weise abnabeln ließ. Mediziner sind jedoch skeptisch und empfehlen stattdessen das Auspulsieren.

      Letztendlich ist es eine ganz individuelle Entscheidung, die du triffst. Je besser du informiert bist, umso leichter wird sie dir fallen. Sprich darüber ruhig ausführlich mit deiner Gynäkologin und deiner Hebamme!

      Die Lotusgeburt im Überblick

      • Bei einer Lotusgeburt erfolgt nach der Entbindung kein direktes Abnabeln. Die Nabelschnur – und damit das Baby – bleibt mit der Plazenta verbunden, bis sie auf natürliche Weise, ohne äußere Einflüsse abfällt.
      • Anhänger dieser Methode sehen diese Herangehensweise als besonders sanfte und natürliche Geburtserfahrung für Mutter und Kind.
      • Lotusgeburten erfolgen meist als Hausgeburt.
      • Eine beliebte Alternative ist das Auspulsieren lassen der Nabelschnur, das mittlerweile auch in vielen Geburtskliniken praktiziert wird. Im Gegensatz zur Lotusgeburt sind gesundheitliche Vorteile für das Neugeborene hier nachweisbar.

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